Seltene Erden geraten immer mehr ins Visier der Anleger, die sich für Rohstoffe interessieren. Denn neben Immobilien – dem so genannten „Beton-Gold“ – sind es vor allem die Rohstoffe, die es Investoren angetan haben, die ihr Vertrauen in die von Wirtschaftskrisen geschüttelten Finanzmärkte verloren haben. Neben den Klassikern Gold, Silber, Erdöl und Platin, investieren sie in die seltenen Erden.

Was sind seltene Erden?

Als „seltene Erden“ bezeichnet man eine Gruppe von 17 industriell genutzten Metalloxiden, die ausschließlich in dieser Form verarbeitet werden. Es handelt sich dabei um die chemischen Elemente der dritten Nebengruppe des Periodensystems der Elemente und der Lanthanoide. Actinium gehört allerdings nicht zu ihnen. Die Bezeichnung „seltene Erden“ ist heutzutage nicht mehr korrekt. Sie stammt aus der Entdeckungszeit der Metalloxide im 18. Jahrhundert. Das Wort „Erden“ meint „Oxide“. Damals hielt man die aus Mineralien gewonnenen Metalloxide für besonders selten – was sie nach heutiger Auffassung nicht sind, auch wenn es weltweit nur wenige größere zusammenhängende Lagerstätten gibt. Man kennt nur wenige Vorkommen, bei denen die Metalloxid-Konzentration über einem Prozent liegt. Etwa 200 Mineralien enthalten die für zukunftsweisende Technologien so bedeutsamen Industrie-Metalle. Es gibt sie sogar in der Erdkruste. Die beiden seltensten Metall-Oxide Thulium und Lutetium findet man mehr als 200-mal häufiger als Gold. Außer den 17 in der Industrie verwendeten strategischen Metallen gibt es noch 13 weitere chemische Elemente, die in diese Stoffgruppe gehören. Uran und Plutonium zählen auch zu den seltenen Erden.

Die Metalle kommen in der Natur nicht in Reinform, sondern nur mit anderen Industrie-Metallen und Massenmetallen zusammen vor. Bevor sie weiterverarbeitet werden können, muss man sie zeitaufwändig und kostenintensiv voneinander isolieren. Ist die Trennung nicht unbedingt notwendig, verwendet man die seltenen Erden auch zusammen als Mischmetall. Sie haben eine silberne Farbe, sind weich und oxidieren leichter als andere Metalle. Ihre Oxid-Schicht hat eine graue oder gelbliche Färbung. Die exotischen Metalloxide sind schlechte elektrische Leiter und ausgesprochen reaktionsfreudig. Die meisten von ihnen haben eine positive elektrische Ladung.

Je nach Gewicht unterscheidet man leichte und schwere Industrie-Metalle. Zu den leichten Metalloxiden gehören Scandium, Lanthan und Cer. Schwere strategische Metalle sind beispielsweise Yttrium, Gadolinium und Terbium. Das erste dieser kostbaren Metalloxide (Yttrium-Oxid) wurde 1787 von dem schwedischen Soldaten C. A. Arrhenius in der Nähe der Feldspat-Mine Ytterby entdeckt.

Seltene Erden Vorkommen weltweit und national

Geo-Wissenschaftler gehen davon aus, dass es auf der ganzen Welt etwa 440 Lagerstätten dieser exotischen Metalle gibt. Sie schätzen, dass die bis dato bekannten Rohstoffreserven bei gleichbleibenden Fördermengen etwa 285 Jahre reichen. Diese Prognose bezieht sich allerdings nur auf die wesentlich häufiger auf der Erde vorkommenden leichten Metall-Oxide.

Das weltweit größte strategische Metall Vorkommen befindet sich in der Inneren Mongolei (China). Die seltenen Erden China haben einen Anteil von etwa 30 Prozent der gesamten weltweiten seltene Erden Vorkommen. Dennoch hält China einen Marktanteil von mehr als 95 Prozent. Gefördert werden dort hauptsächlich die nicht so häufig aufgefundenen schweren Metalloxide. Die wohl bekannteste chinesische Lagerstätte ist die Bayan-Obo-Mine. Platz 2 der fördernden Länder nehmen die GUS Staaten ein. Auf Platz 3 befinden sich die USA. Weitere Vorkommen an seltenen Erden befinden sich in Australien, Brasilien, Indien und Malaysia. Vor einigen Jahren wurden riesige Lagerstätten auf Grönland, in Kanada und im östlichen Pazifischen Ozean entdeckt. Nach Ansicht von Experten könnten die noch im Tiefsee-Schlamm schlummernden Vorkommen ein Fünftel des jährlichen Bedarfs weltweit decken. Das bekannteste deutsche seltene Erden Lager befindet sich in der Nähe der sächsischen Stadt Delitzsch.

Um von den in China vorkommenden seltenen Erden unabhängig zu werden und den heimischen Bedarf an Metalloxiden zu decken, lässt das Bayerische Landesamt für Umwelt Mineralogen nach den wertvollen Metalloxiden suchen. Das Gelände ehemaliger Abraumhalden von Sand- und Kiesgruben wird mit technischem Gerät durchforstet. Alte Granit und Gneis Bergwerke werden genauestens unter die Lupe genommen. Doch weder die Minen im Nordwesten von Leipzig noch die Bemühungen den bayerischen Wissenschaftler konnten bisher die Abhängigkeit von den chinesischen Produzenten nennenswert verbessern.

Seltene Erden Abbau oft schwierig

Da die exotischen Metalle immer zusammen oder/und mit einem anderen Metall wie beispielsweise Kupfer zusammen gefördert werden, müssen große Erdmassen bewegt werden. Verglichen mit dem Gewicht dieser Fördermengen ist die Ausbeute an Metalloxiden verschwindend gering. Schwierig gestaltet sich der Abbau vor allem dort, wo die strategischen Metalle zusammen mit radioaktivem Material abgebaut werden.

In einem ersten Arbeitsgang werden die geförderten Metallerze zermahlen. Danach behandelt man sie mit Säuren, die die Industrie-Metalle herausschwemmen. Ein anderes Verfahren besteht darin, die Metallerze mit hohen Temperaturen zu behandeln und so ein Gemisch von Chloriden zu erzeugen. Im nächsten Arbeitsschritt trennt man dann die gewonnenen Salze mithilfe eines Ionenaustauschers, einer Flüssig-Flüssig-Extraktion im Gegenstrom, mit fraktionierter Fällung oder Kristallisation. Das Flüssig-Flüssig-Extraktionsverfahren ist das effizienteste: Ein Komplexbildner und ein Lösungsmittel werden gemischt, sodass die Oxide als Carbonate, Hydroxide oder Oxalate ausfällen. Diese löst man dann in Mineralsäuren und erhält die Metalloxid Salze.

Problematisch ist nicht nur, dass der seltene Erden Abbau so aufwändig ist. Er verursacht darüber hinaus noch gravierende Umweltprobleme, da die Gewinnung der Industrie-Metalle in den meisten Erzeugerländern ohne Einhaltung strenger Umweltauflagen geschieht: Werden sie mit Säuren aus den Bohrlöchern geschwemmt, bleibt vergifteter Schlamm zurück, der Uran, Fluoride, Schwermetalle und andere schädigende Stoffe enthält. In den chinesischen Metall-Minen wird die gefährliche Schlacke in künstliche Teiche geleitet, von wo aus sie ins Grundwasser einsickert. Die im Schlamm gebundenen radioaktiven Teilchen gelangen in die Umgebungsluft und sind eine Gefahr für Mensch und Natur.

Seltene Erden Verwendung

Die strategischen Metalloxide haben wegen ihrer besonderen Eigenschaften ein breites Anwendungsspektrum und kommen für nahezu alle industriellen Anwendungen infrage. In erster Linie werden sie jedoch in vielen High-Tech Produkten verbaut. Sie kommen als Bestandteil von LED und LCD Monitoren, Smartphones, Tablets und Notebooks vor, wo sie für die richtige Helligkeit des Displays sorgen. In Energiesparlampen und LED Leuchtdioden produzieren sie energieeffiziente Beleuchtung ohne störende Begleiteffekte, bei Solaranlagen sind sie Teil der Solar-Paneele. In der Elektroindustrie nutzt man sie in Form spezieller Legierungen bei der Herstellung von Lautsprechern, Kopfhörern, Supraleitern und Kondensatoren, in der Glasindustrie als Politur, Färbemittel, zur Herstellung optischer Linsen für Teleskope und von UV Schutzglas. In der Radiologie kommen sie als Bestandteil der Kontrastmitteln vor, die vor dem Einsatz von Magnetresonanz-Tomografen eingenommen werden müssen. Außerdem finden seltene Erden Verwendung bei der Herstellung von Auto-Katalysatoren, energetisch optimierten Laser-Kristallen, Radar-Geräten, Waffensystemen und in der Satelliten- und Sicherheitstechnik.

Seltene Erden Magnete – sie werden meist als leistungsstarke Permanent-Magnete eingesetzt – werden in Elektro- und Verbrennungsmotoren und Generatoren von Windkraftanlagen verbaut. Die Neodym-Eisen-Bor Magnete nutzt man unter anderem als Antrieb der in Hybrid-Fahrzeugen eingebauten Elektromotoren. In jedem dieser Hybrid-Autos befinden sich ungefähr 20 Kilogramm der Metalloxide. Auch für Computer Festplatten und Kernspin-Tomografen verwendet man seltene Erden Magnete. Seltene Erden Handy Displays wären kaum lesbar, gäbe es nicht die winzigen hoch aktiven Metalloxid Kristalle.

Seltene Erden Recycling

Der Gedanke, die wertvollen Industrie-Metalle wieder aufzubereiten, kam erstmalig mit den chinesischen Exportbeschränkungen auf. In den Jahren 2013 und 2014 führte die Volksrepublik sogar noch weniger seltene Erden aus, als es diese Beschränkungen vorsahen: Statt der beabsichtigten 31.000 Tonnen waren es 2013 lediglich 22.493 t, im Folgejahr nur 24.886 Tonnen. Viele Hightech-Unternehmen gerieten durch die stockende Versorgung mit seltenen Erden in Bedrängnis. Doch gelang es Ingenieuren des japanischen Automobilkonzerns Honda, die dringend benötigten Metalloxide aus den Batterien verschrotteter Fahrzeuge zu recyceln. Auch der deutsche Elektronik-Konzern Siemens und die Unternehmen BASF und Daimler arbeiten seither an effizienten Recycling Technologien.

Seltene Erden Recycling trägt dazu bei, die beim Abbau der exotischen Industrie-Metalle entstehenden Umweltschäden zu reduzieren. Experten fordern, dass die Unternehmen schon bei der Herstellung von Industrie-Metalle enthaltenden Produkten darauf achten, dass man die Metalloxide später unproblematisch zurückgewinnen kann. Mit gutem Beispiel geht der bayerische Automobilhersteller BMW voran, der bei der Produktion des BMW X6 Elektroantriebs die 500 Gramm Neodym so verbaut hat, dass man sie leicht recyceln kann.

Im aktuellen seltene Erden Nürnberg Forschungsprojekt der Universität Erlangen-Nürnberg werden Verfahren getestet, mit denen man die strategischen Metalle aus Elektromotoren isolieren kann. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, den Umweltschutz im Umgang mit den exotischen Metallen zu verbessern und die Wirtschaft von den China seltenen Erden unabhängiger zu machen. Aktuell gibt es leider noch keine effiziente Methode, große Mengen dieser Metalle zu recyceln. Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass das in fünf bis zehn Jahren der Fall sein wird. Allerdings wird die wirtschaftliche Ausbeute aus dem Industrieabfällen nicht sonderlich hoch sein: Man rechnet mit nur 100 bis 500 Tonnen jährlich.

An der Technischen Universität Bergakademie Freiberg (Sachsen) arbeiten Wissenschaftler am SepSelsa Verfahren, mit dem die wertvollen Industrie-Metalle auf ihre reine Form reduziert werden, ohne dass man dazu die bis heute erforderlichen Trennstufen durchlaufen muss. In der großen Recyclinganlage, die vom FNE Entsorgungsdienst Freiberg betrieben wird, werden mehrere Tonnen Elektroschrott pro Jahr so getrennt, dass einige Kilogramm Metalloxide übrig bleiben.

Seltene Erden kaufen

Deutsche Analysten schätzen, dass sich der Umsatz an Industrie-Metallen auf jährlich etwa 3 Billionen Euro beläuft. Die strategischen Metalloxide werden in Zukunft in vielen Bereichen der Industrie noch stärker benötigt werden als bisher, sodass man von einer dauerhaften seltene Erden Preisesteigerung ausgehen kann. Das betrifft nach Einschätzung der Deutschen Rohstoffagentur allerdings nur die schweren Industrie-Metalle. Die leichten seltenen Erden dürften langfristig fallen.

„Der Nahe Osten hat sein Öl, wir haben die Seltenen Erden.“

Deng Xiaoping

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie der Anleger von der seltene Erden Preisentwicklung profitieren kann. Die direkte Investition in die industriell genutzten Metalloxide besteht darin, dass er eine bestimmte Menge von ihnen bei einem Metallhändler wie der Frankfurter Tradium GmbH kauft. Im Gegensatz zu Goldbarren, die man einfach bei sich zuhause lagern kann, ist die Aufbewahrung der Metalle wegen ihrer radioaktiven Bestandteile gefährlich. Aus diesem Grund empfiehlt sich die Lagerung der Barren und des Granulats an einem sicheren und gesundheitlich unbedenklichen Ort. Experten empfehlen privaten Anlegern meist, keine physischen Industrie-Metalle zu kaufen, da sie mit zu vielen Risiken und Preisschwankungen behaftet sind und außerdem hohe Lagerkosten verursachen. Da sie nicht an den üblichen Rohstoff Terminmärkten gelistet sind – die seltene Erden Preise werden direkt zwischen Produzenten und industriellen Abnehmern ausgehandelt – haben sie auch keine festen Börsenpreise und fallen nicht unter die Börsenaufsicht.

Empfehlenswerter sind dagegen seltene Erden Aktien von fördernden, weiterverarbeitenden und recycelnden Unternehmen, solange sie ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis haben und die Firmen über eine ausreichende Liquidität verfügen. Die bekanntesten Industrie-Metall Minengesellschaften befinden sich in Kanada, Australien, den USA, Grönland und auf Madagaskar.

Hier können Sie Aktien der Unternehmen kaufen

Seltene Erden Fonds, Index-Fonds und Börsen gehandelte Index-Fonds (ETFs) stellen eine attraktive Anlagemöglichkeit dar, wenn man seltene Erden kaufen möchte. Die Wertpapiere werden an der Frankfurter und Stuttgarter Börse gehandelt. Manche können sogar als OTC Geschäft mit Wertpapier-Kennziffern über jede Bank und jeden Online-Broker abgeschlossen werden.

Seltene Erden Aktien, Fonds und ETFs

Wer seltene Erden kaufen möchte, kann Fonds seltener Erden von abbauenden, weiterverarbeitenden und damit handelnden Unternehmen erwerben. An der Börse notiert sind beispielsweise Arafura Resources, Avalon Rare Metals, China Rare Earth Holdings, Critical Elements Corporation, Great Western Minerals Group, Lynas, Molycorp, Rare Element Resources und Tasman Metals. Allerdings sollte der Anleger beachten, dass die seltene Erden Preisentwicklung oft einer Achterbahn-Fahrt gleichkommt: Innerhalb der vergangenen zwei Jahre verdoppelte sich der Wert von Aktien seltene Erden und fiel dann überraschend um 40 Prozent. Seit März 2015 steigt der Wert der Aktien der seltene Erden wieder. Analysten empfehlen, beim Investieren nicht auf die Global Player der Branche zu setzen, sondern eher Fondsder  seltenen Erden von bisher noch nicht so stark in Erscheinung getretenen Unternehmen zu kaufen. Gut für Anleger: China wird mit seiner restriktiven Wirtschaftspolitik trotz der Aufhebung der Exportbeschränkung Anfang des Jahres weiter für seltene Erden Kurse auf hohem Niveau sorgen: In den vergangenen Jahren vereinigte das chinesische Wirtschaftsministerium die Förder-Aktivitäten sämtlicher Minen-Besitzer unter dem Dach sechs großer Minengesellschaften, um den nationalen Markt überschaubarer zu machen und ihn besser kontrollieren zu können.

Investoren, denen Aktien der seltenen Erden zu riskant sind, sei der Kauf von Zertifikaten und Börsen gehandelten seltene Erden Fonds empfohlen. Ein ETF seltene Erden wird beispielsweise von der Schweizer Großbank UBS ausgegeben und ist an der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet. Der ETF seltene Erden hat die Bezeichnung UBS-ETF Stoxx Global Rare Earth und umfasst internationale Firmen, die mindestens 30 % ihres Umsatzes mit dem Abbau und der Weiterverarbeitung der strategischen Metalle erwirtschaften.

Hier können Fonds und ETFs der seltenen Erden gekauft werden!

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